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17/01/2014

„In Luxemburg sieht die Welt ganz anders aus“ - Ein Interview mit dem Geschäftsführer von Yapital

Yapital, der Zahlungsdienstleister aus dem Otto-Konzern, führt sein Angebot im Großherzogtum ein. Ein Interview mit Geschäftsführer Nils Winkler.

Von Andreas Adam, Luxemburger Wort vom 16.01.2014

Mit ihrer Tochter Yapital ist der deutsche Einzelhandelskonzern Otto Group ins Bezahlgeschäft eingestiegen. Das junge Unternehmen ist als Lösung für den Sepa-Raum gedacht und hat seinen Sitz in Luxemburg.

Herr Winkler, in Europa soll es Schätzungen zufolge etwa 150 Bezahlsysteme geben, um über QR-Codes zu bezahlen. Diese werden sich am Ende kaum alle durchsetzen können. Was machen Sie anders? Was ist das Besondere an Yapital?

Wir bieten nicht nur ein QR-Code-Payment-System, sondern Omni-Channel-Payment und legen einen Fokus auf den Stationärhandel. Das unterscheidet uns von den meisten anderen Anbietern. Wir sind ein lizenziertes Finanzinstitut. Auch das trifft auf den Großteil der anderen nicht zu. Die machen oft einfach nur „Piggyback“, beispielsweise über Paypal oder eine Sepa-Lastschrift. Man sollte also Äpfel mit Äpfeln vergleichen und nicht Äpfel mit Birnen. Das Besondere bei uns ist, dass wir sämtliche Kanäle abdecken, auch über die Karte, die wir ausgeben. Dadurch erreichen wir, dass Yapital weltweit akzeptiert wird.

Wie funktioniert ihr System und wie werden die Transaktionen abgerechnet, wenn Kunden mit Yapital bezahlen?

Wir sind ein E-Money-Institut. Der Nutzer registriert sich bei uns, hat dann ein Yapital-Verrechnungskonto und kann dahinter verschiedene, so genannte Funding-Sources legen, also z. B. eine Sepa-Lastschrift oder eine Kreditkarte. Die Abrechnung gegenüber dem Händler bzw. Dienstleister erfolgt über das Yapital-Konto. Zur Zahlung im Ladengeschäft kann man z. B. die Karte oder die Yapital-App auf dem Smartphone nutzen. Damit fotografiert man lediglich einen QR-Code ab und bestätigt die Zahlung. Auch beim Online-Checkout können Sie mit Yapital zahlen. Außerdem können Sie anderen Yapital-Nutzern Geld senden. Diese Möglichkeiten werden demnächst noch ergänzt durch Beacon-Technologie.

Warum haben Sie Luxemburg als Sitz gewählt bzw. warum verfügt Yapital über eine luxemburgische Lizenz?

Wir haben geschaut, wo es das beste Umfeld für eine Dienstleistung wie Yapital gibt, und festgestellt, dass das nicht Deutschland ist. In Luxemburg dagegen gibt es viele Faktoren, die zusammentreffen. Zum einen ist die Gesetzgebung sehr modern, zum anderen hat Luxemburg sehr strenge Richtlinien bei den Themen Datenschutz und Bankgeheimnis. Wir erfüllen damit höchste Sicherheitsstandards. Gleichzeitig kennt sich der Regulator mit dem Thema hervorragend aus und wir müssen nicht alles neu erklären. Außerdem wäre es in einem Markt wie Deutschland schwer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, u. a., weil es Produkte wie unseres dort kaum gibt. In Luxemburg sieht die Welt ganz anders aus.

Wann wird Yapital wo verfügbar sein und was sind Ihre Ambitionen?

Yapital ist als Lösung für den gesamten Sepa-Raum gedacht. In Deutschland sind wir sehr erfolgreich in den Markt gestartet – mit dem Rückenwind unserer Muttergesellschaft. Außerdem werden die Märkte Österreich, Schweiz und Benelux erschlossen. Bei Händlern, die noch keine originäre Yapital-Akzeptanz haben, kann man mit unserer Karte zahlen, sofern Mastercard akzeptiert wird.

Wenn ich aber doch in Luxemburg meine Hausbank und von dort eine Karte habe, wozu brauche ich dann noch Yapital?

Es gibt sehr viele Menschen in Europa, die keine Kreditkarte haben oder noch eine zweite haben möchten und diese nicht bekommen, weil die Banken dort restriktiver sind. Was wir machen, ist im Grunde Prepaid, das sich anfühlt wie Debit. Jemand der keine Kreditkarte bekommt, erhält von uns trotzdem eine Mastercard. Das ist schon ein erheblicher Mehrwert. In Märkten mit einer hohen Sättigung ist das Argument kleiner. In Deutschland, Frankreich oder Italien dagegen sieht die Welt anders aus als in Luxemburg. Soviel zur Karte. Das andere Argument ist natürlich, dass wir auch für die mobil-affine Zielgruppe eine Lösung haben, die eher keine Karten nutzen. Zudem bieten wir auch das Zahlen auf Rechnung an, d. h. per Smartphone über einen QR-Code, der auf der Rechnung abgedruckt ist.

Sie sprechen von Prepaid. Wenn kein Guthaben auf dem Yapital-Konto ist, kann ich demnach nichts einkaufen?

Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, ihren Yapital-Account automatisch aufladen zu lassen, wenn kein Guthaben mehr vorhanden ist und wenn sie dies möchten – z. B. per Lastschrift vom Gehaltskonto, per Kreditkarte oder über andere Verfahren. Bei der Auswahl dieser Verfahren werden wir uns natürlich den lokalen Märkten anpassen.

Wen sehen Sie als ihren Hauptkonkurrenten an und wie wollen Sie sich durchsetzen?

Den einen haben wir nicht. Es gibt Marktbegleiter in verschiedenen Bereichen. Im E-Commerce ist das mit Sicherheit Paypal, die da sehr stark sind. Aber wir haben einen starken Stationärfokus. Kartendienstleister stehen auch teilweise im Wettbewerb mit uns. Auf der anderen Seite sind wir Partner von Mastercard und arbeiten sehr intensiv zusammen. Transaktionsbanken sind sicherlich auch Wettbewerber, aber auch Partner. Wir gliedern uns in den Markt ein.

Werden Sie in den verschiedenen Ländern Kooperationen mit dortigen Akteuren eingehen?

Wir sind schon viele Kooperationen eingegangen, gliedern uns symbiotisch ein. Was die Einsatzmöglichkeiten anbelangt, möchte ich noch mitteilen, dass man künftig auch im stationären Handel in Luxemburg mit Yapital bezahlen kann. Möglich ist dies demnächst in den sieben Buchläden der Firma Ernster und im „Ernster – L’esprit Café“. Das ist im Großherzogtum unsere erste vollumfängliche Akzeptanzstelle. Was die technische Umsetzung anbelangt, gibt es in Luxemburg nicht so viele potenzielle Partner.

Sie gehören zur Otto-Gruppe, können also sofort von einem gewissen Kundenstamm profitieren. Inwiefern begünstigt diese eine Expansion? Andere ähnlich große Akteure könnten ein eigenes System aufsetzen.

Wir haben Yapital sehr aus Sicht des Handels und der Konsumenten aufgesetzt und erhalten eine sehr positive Resonanz. Ich glaube nicht, dass es für andere so einfach ist, mal eben solch ein Projekt zu starten. Die Otto-Group als Familienunternehmen ist da schon speziell. Firmen, die nach Quartalszahlen schielen, werden vermutlich eher das Risiko scheuen, so ein Investment zu tätigen. Und das Thema Banklizenz ist auch keines, das man über Nacht umsetzen kann.

Gibt es größere Akteure außerhalb des Otto-Konzerns, die ihren Kunden Yapital als Bezahllösung anbieten?

Ja, der Schuhhändler Görtz beispielsweise. Dann der Handelskonzern Rewe und weitere, die ich jetzt noch nicht nennen darf.

Was kostet Yapital?

Die Kernfunktionen sind für Konsumenten kostenfrei. Das gilt auch für die Karte – es sei denn, die tätigen Fremdwährungskäufe. Für Händler ist es transaktionsabhängig. Wir wollen kein Geld verlieren, aber gleichzeitig, dass der Händler sich besser im Wettbewerb positionieren kann. Bei Key-Account-Kunden finden individuelle Absprachen statt.