DZ BANK Anlegerindikator: Privatanleger erwarten anhaltend negative Realzinsen
Die überwiegende Mehrheit der Privatanleger in Deutschland erwartet, dass die aktuelle Niedrigzinsphase noch mehrere Jahre anhalten wird. Dementsprechend rechnen über zwei Drittel mit negativen Realzinsen in den kommenden drei Jahren. Behalten sie Recht, wird die Inflationsrate damit auch in dieser Zeit über den Zinsen für deutsche Staatsanleihen liegen. Entsprechend sind aktuell über 40 Prozent der privaten Investoren mit der Verzinsung ihres Vermögens unzufrieden. Immerhin 25 Prozent planen ihre Anlagen zumindest teilweise zu verändern, um auf das Umfeld zu reagieren. In diesem Zusammenhang ist das Interesse der Privatanleger an einem Aktienengagement auf den höchsten Stand seit fünf Jahren gestiegen. Dies zeigt der neue DZ BANK Anlegerindikator, für den TNS Infratest über 1000 Privatanleger in Deutschland befragt hat. Er verdeutlicht aber auch, dass viele Bundesbürger in Sachen Geldanlage nach wie vor ein sehr großes Sicherheitsbedürfnis haben. So wollen immerhin 44 Prozent ihr Geldanlageverhalten derzeit noch nicht verändern. Stattdessen nehmen sie zugunsten der Sicherheit der Anlage bewusst auch reale Vermögensverluste in Kauf.
Im Detail erwarten drei Viertel der Privatanleger, dass die Zinsen in den kommenden zwölf Monaten gleich bleiben oder sogar weiter sinken werden. Auf Drei-Jahres-Sicht prognostizieren dies noch 40 Prozent. Weitere 52 Prozent gehen dann von lediglich leicht steigenden Zinsen aus. Dementsprechend eindeutig fällt auch ihre Realzins-Prognose aus. Acht von zehn Anlegern vertreten die Meinung, dass die Inflationsrate in den kommenden zwölf Monaten über dem allgemeinen Zinsniveau liegen wird. Immerhin noch mehr als zwei Drittel sagen, dies werde auch in den nächsten drei Jahren der Fall sein. Und selbst darüber hinaus rechnet immerhin noch jeder Zweite mit anhaltend negativen Realzinsen.
Über die Folgen des niedrigen Zinsniveaus sind sich die Anleger absolut im Klaren. Acht von zehn Befragten äußerten die Auffassung, die Sparer würden dadurch schleichend ärmer gemacht. Nahezu ähnlich viele sind der Ansicht, die private Altersvorsorge werde dadurch gefährdet, und immerhin rund 60 Prozent sagten, Sparen rentiere sich dadurch nicht mehr.
Anleger kaum zufrieden mit Rendite
Konsequenterweise geben immerhin sechs von zehn Anlegern an, die aktuelle durchschnittliche Verzinsung ihres gesamten Vermögens sei niedrig bzw. sehr niedrig. Mehr als 40 Prozent sind mit dessen aktueller Rendite unzufrieden. Uneinig sind sich die Anleger darüber, ob und wie sie auf die Situation aus niedrigen Zinsen und Inflation reagieren sollen. So sehen zwar 44 Prozent derzeit noch keine Notwendigkeit, ihre Geldanlage zu verändern. Jeder vierte Anleger wird dagegen Änderungen vornehmen. Weitere 30 Prozent würden gerne reagieren, suchen derzeit aber noch nach geeigneten Alternativen.
„Gerade bei diesen Anlegern besteht ein sehr großer Beratungsbedarf. Hier sind insbesondere die Banken gefordert, denn immerhin greifen 80 Prozent aller Privatanleger auf die Unterstützung eines Bankberaters zurück“, sagt Peter Schirmbeck, Leiter Privatkundengeschäft der DZ BANK. „Besonders Aktien, etwa über eine hohe Dividendenrendite, oder aktiennahe Investments bieten im derzeitigen Umfeld Vorzüge und machen die Anleger unabhängiger vom allgemeinen Zinsniveau. Zudem sehen wir hier auch weiteres Kurspotenzial. Die DZ BANK Analysten rechnen damit, dass sich die positive Aktienkursentwicklung – vor allem im DAX – in den nächsten zwölf Monaten fortsetzt.“
Anleger schätzen Aktienmarkt deutlich positiver ein
Dass Aktien Potenzial haben, sehen auch die Privatanleger zunehmend. So ist die Zahl der Anleger, die mit steigenden Kursen rechnen, zuletzt deutlich gestiegen. Ihr Anteil liegt mittlerweile bei 28 Prozent und somit gleichauf mit denjenigen, die fallende Notierungen erwarten. Damit hat sich die Stimmung unter den Privatanlegern innerhalb des vergangenen halben Jahres deutlich gebessert. Dies zeigt sich auch in einer höheren Offenheit gegenüber Aktieninvestments. Immerhin 27 Prozent gaben an, auch ein Engagement in Aktien käme für sie in Frage. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Umfragen zum Anlegerindikator vor über fünf Jahren.
Teilschutzzertifikate im Aufwind
Auch das Interesse an Zertifikaten steigt. Ein Engagement würden hier aktuell 11 Prozent der Anleger erwägen. Zwar liegen hier nach wie vor Garantiezertifikate in der Gunst der Investoren vorne. Zertifikate mit Teilabsicherung (Bonuszertifikate) konnten aber gegenüber November 2012 von 31 Prozent auf 37 Prozent zulegen. Deutlich stärker interessieren sich die Anleger auch für Indexzertifikate (von 27 auf 34 Prozent), Discountzertifikate (von 12 auf 18 Prozent) und Expresszertifikate (von 9 auf 13 Prozent).
Risikoneigung sinkt weiter
Das aktuell weiterhin sehr hohe Sicherheitsbedürfnis der Anleger verdeutlicht ein weiterer Wert. Demnach ist der Anteil der risikoaversen Anleger in den vergangenen zweieinhalb Jahren noch einmal um acht Prozentpunkte gewachsen. Drei Viertel sind nicht bereit, für eine höhere Rendite auch ein entsprechendes Risiko einzugehen. Darüber hinaus erklärten 89 Prozent der Investoren, und damit mehr als vor einem halben Jahr, die Sicherheit ihrer Geldanlage sei ihnen wichtig.
„Die Umfrage zeigt auch, dass sich viele Anleger in einem Zwiespalt befinden“, so Schirmbeck. „Bislang beobachten die Anleger die Situation zwar durchaus realistisch, doch hat die Mehrzahl den unbedingten Wunsch, Risiken zu vermeiden und handelt deshalb noch nicht. Ein kleinerer Teil der Anleger erkennt jedoch langsam, dass auch das Nichtstun mit Risiken verbunden ist. Führt man Investoren das Niedrigzinsumfeld vor Augen, wählen sie Aktien unter die am besten geeigneten Produktgattungen. Festverzinsliche Wertpapiere landen dahinter. Die Privatanleger beginnen damit, sich chancenreicheren Anlagen zuzuwenden.“